Mein Freund, der Schwarz-Weiß-Wal, und ich das Kätzchen Schubidu, wollten endlich einmal Urlaub machen. Unser letztes Abenteuer in der Antarktis (Die Rettung des Eisbären ‚Brrarr‘) hatte uns die letzten Kräfte gekostet. Mein Freund der Schwarz-Weiß-Wal wollte seinen schwarz-weißen Bauch von der Sonne bräunen lassen, und ich Fellpflege machen. Wir fragten die umherfliegenden Fliegenden Fische wo es zu dieser Jahreszeit -es war gerade März- am allerwärmsten ist. Die Fliegenden Fische verschwanden im Meer, tauchten wieder hervor und flogen schnurstracks auf uns zu. Ein Fliegender Fisch, der Willi Flifisch, setzte sich auf den Kopf meines Freundes und plauderte.
»Tschi tscha tschu, die Fische fliegen wie ein Floh. Ihr wollt wissen wo es am allerwärmsten ist, so müßt ihr ganz weit fort schwimmen. Tari, taru, tara, das Meer ist tief, das Meer ist blau. Tala, tula, tehli, ich bin der Fli-fla-floh-Fisch. Kennt ihr eigentlich schon die Geschichte von meinem Uropa Wilhelm Fliflo? Mein lieber Uropa Wilhelm Fliflo nämlich flog eines Tages auf den Mond und… «
»Jetzt mach mal halblang!«, sagte ich zu dem geschwätzigen Willi Flisch, „Sag‘ uns wo es am aller-allerwärmsten ist, wo mein Freund der Schwarz-Weiß-Wal seine Flossen wärmen kann und ich mein Fell putzen?“
Doch da gluckste Willi Flisch beleidigt, flutschte schon wieder in das tiefe Meer und verschwand.
„Laß die doch alle!“, sagte mein Freund der Schwarz-Weiß-Wal, „wir kommen auch alleine klar“, und stubste liebevoll meine kalte Nase.
Also schwammen wir weiter, das heißt mein Freund der Schwarz-Weiß-Wal schwamm und ich verkroch mich in das Walhaus. So ein Wal ist in seinem Inneren nämlich äußerst bequem und warm. So rutschte ich den Wal-Kopf herab, in sein Maul und ging auf allen Vieren in seine Rachenhöhle, und weiter in seinen geräumigen Magen wo ich bald einschlief.
Früher Morgen und wir schwammen ganz alleine auf dem großen Meer. Zum Glück hatten wir ja uns, ansonsten hätten wir uns beide sicherlich ganz alleine gefürchtet. So leckte ich den lieben Schwarz-Weiß-Wal über seine Haut und leckte dabei gleichzeitig ein wenig Lebertran zum Frühstück.
Doch wo waren wir? Die Eisberge lagen zwar schon lange hinter uns, doch auch kein Land war zu sehen und die müde Sonne wärmte uns kaum.
Ich rief eine vorbeifliegende Lachmöwe herbei.
„Liebe Lachmöwe Hahihu wie kommen wir zum wärmsten Ort?“
„Hahi, hahiu, hahahihu“, lachte die Möwe und kreiste weiter über uns, „hai, haihu, warm ist es hier oben, je näher -hahi, hahuhi- je näher du der Sonne kommst, hahihuhahihu.“, und schon flog sie selbst der Sonne entgegen und verschwand.
„Wir haben uns“, sagte ich meinem Freund dem Schwarz-Weiß-Wal, „laß‘ die anderen weiterziehen, wir werden den wärmsten Ort auf Erden schon noch finden!“
Es wurde schnell dunkel. Die schläfrige Sonne deckte sich zu und dafür kam ihr Freund der Mond. Doch auch der lustige Mond hatte sich in dieser Nacht sehr fest zugedeckt und einzig eine kleine Sichel war noch von ihm zu sehen.
„Wie sollen wir bloß den wärmsten Ort auf Erden finden?“, fragte ich den Schwarz-Weiß-Wal.
„Die Nacht ist so dunkel, ich kann im Dunkeln so schlecht nachdenken!“, antwortete mein Freund.
„Aber so schwarz wie bei unserem Abenteuer im schwarzen Fels ist es noch nicht. Den damals…“
„Schwarz“, unterbrach er mich -was ansonsten nicht seine Art ist- „Schwarz, du sagst es, es gibt so ein Schwarzes Meer, von dem ich einmal gelesen habe, dort soll es warm sein -glaube ich.“
„Das Schwarze Meer also. Gibt es auch das Grüne, das Gelbe oder das Lilane Meer?“
„Natürlich. So wie es gelbhäutige, dunkelhäutige und weiße Tiere gibt!“, trompetete der Schwarz-Weiß-Wal über das Meer.
„Ui, das ist ja toll. Dann laß uns in das Lilane Meer schwimmen!“
„Das Lilane Meer? Aber ich mag lieber in das Schwarze Meer!“
„Bloß weil du schwarz-weiß bist! Ach, laß uns doch ins Lilane Meer schwimmen, oder wenigstens in das Gelbe Meer!“
„Nein, nein ich will in das Schwarze Meer!“
„Und ich in das Lilane!“
„Das Schwarze!“
„Nein, nein das Lilane, oder zumindest in das Grüne!“
Und so wäre es sicherlich noch Stunden gegangen, wäre nicht plötzlich ein Delphin aufgetaucht.
„Ich bin Delphi, was für ein Problem habt ihr denn?“
„Ich will ins Lilane Meer!“
„Und ich unbedingt ins Schwarze Meer!“
Der Delphin legte seine schnabelartige Schnauze auf die linke Flosse des Schwarz-Weiß-Wal und überlegte.
„Wer hatte als erster die Idee?“
„Naja“, druckste ich herum, „der Schwarz-Weiß-Wal, aber ich…“
„Es ist nun gut!“, sagte der Delphin, man hörte eine kleine hohe Melodie, wie von einer Geige, bevor er wieder in den unendlichen Tiefen des Meeres verschwand.
Also schwammen wir zum Schwarzen Meer. Der Schwarz-Weiß-Wal wußte zwar nicht einmal den genauen Weg dorthin -wären wir bloß in das Lilane Meer geschwommen- doch von Tag zu Tag wurde das Meer dunkler, und wir konnten hoffen das Schwarze Meer in zwei Tagen erreicht zu haben.
Bereits am nächsten Tag war das Meer tiefschwarz. Unter uns konnten wir keinen einzigen Fisch erkennen so schwarz war es. Die Sonne war hier wirklich schön warm und der Schwarz-Weiß-Wal konnte sich sonnen und ich mein Fell sauber machen.
Die Sonne streichelte uns müde und bald schliefen wir ein. Ich träumte gerade von Schokolade und Marzipanmäusen, da schrak ich auf. Ein Schwarm Sardellen platschte gegen die Haut meines Freundes, dem Schwarz-Weiß-Wal. Alle durcheinander sprachen, sangen und zirpten die Sardellen. Ich konnte nichts, aber auch überhaupt nichts verstehen. Doch dann sprachen sie nach wenigen Minuten klar und deutlich im Chor:
„Bleibt nicht hier, hier lebt Prinz Wewa. Das Meer ist schwarz, schwärzer noch die Seele Prinz Wewas. Schwimmt davon, schnell, sonst seid ihr verloren. Nicht mehr lange und euch wird bange bei Prinz Wewa und euren Tränen.“
Und die Sonne tanzte dabei auf ihren Schwarzhäuten. Das hätte mir gut gefallen, wäre nicht die Warnung der Sardellen gewesen. Wieso schwarze Seele von Prinz Wewa? und wieso sollten wir davonschwimmen? Ha, wir haben keine Angst, wir sind Abenteurer, wir…Wieso ist der Sardellenschwarm so plötzlich verschwunden? Ich bekam es langsam aber sicher mit der Angst zu tun.
„Schwarz-Weiß-Wal! Schwarz-Weiß-Wal: öffne dein Maul, ich will ganz schnell in das Wal-Haus zurück?“
„Aber warum denn?“, gähnte mein Freund.
„Ich hab‘…mir ist plötzlich so kalt!“
Der Schwarz-Weiß-Wal schaute mich mit seinen kleinen blauen Augen an und stieß eine Wasserfontäne aus seinen Nasenlöchern.
„Schubidu, was ist denn bloß los?“
„Ich hab‘…da war… also der Sardellenschwarm!“
Und ich erzählte meinem Freund atemlos vom Sardellenschwarm und ihrer Warnung vor Prinz Wewa.
Vor lauter Schreck tauchte mein Freund, der Schwarz-Weiß-Wal, plötzlich unter und ich platschte in das Schwarze Meer. Es war nicht sehr kalt. Und mein Freund tauchte auch gleich wieder auf, nahm mich huckepack auf seine Walfischhaut und blinzelte mir verstohlen mit seinen kleinen blauen Augen zu. Aber was sah ich da? Mein schönes weißes Fell war schwarz geworden, schwarz wie die Nacht, wie ein Rabe, wie Kohle. Ich leckte daran und es ging nicht und wieder nicht ab. Ich konnte nicht anders und mußte ganz schrecklich miauen.
„Du Schupidu,“, sagte mein Freund, der Schwarz-Weiß-Wal, „das wird wieder -bestimmt, und überhaupt gefällst du mir auch wenn du schwarz bist. Du weißt doch es gibt weiße, schwarze, gelbe Tiere, und das Grüne, Gelbe, Lilane und eben das Schwarze Meer. Nun sei nicht mehr traurig.“
Doch ich blieb traurig, seine Worte konnten mich nicht trösten.
„Sieh doch, auch ich bin ganz schwarz geworden.“, sagte der Schwarz-Weiß-Wal und zeigte mir seine ehemals schwarz-weiße Walhaut.
„Ganz lustig siehst du jetzt aus.“, sagte ich.
„Du auch!“, sagte mein Freund.
Und wir mußten ganz furchtbar lachen, lauter als die Lachmöwe Hahihu, lauter als ein ganzer Schwarm Lachmöwen -jawohl.
Mit einem ungeheuren Schrei tauchte vor uns urplötzlich ein weißer Wal auf. Wie war der denn weiß geblieben, fragte ich mich noch, da war dieser weiße Wal, der sicherlich länger war als zehn Lastwagen, schon unter meinem Freund, dem Schwarz-Weiß-Wal und zwickte ihm in die rechte Flosse. Wie ein Sirene heulte da mein Freund auf. Um meinen Freund zu trösten legte ihm erst einmal eine Pfote auf seinen Kopf, doch er heulte weiter.
„Ich bin Prinz Wewa, was macht ihr in meinem Reich, hier dürfen nur weiße Tiere leben, weiß wie ich, ich Prinz Wewa.“
„Aber lieber Prinz Wewa, wir waren weiß bevor wir hierher kamen, wie ihr, wir können überhaupt nichts dafür, daß wir jetzt schwarz sind, das macht alles nur das Schwarze Meer! Und was macht das schon, ob weiß oder schwarz?“
„Ich bin Prinz Wewa. Ich bin weiß und ihr seid schwarz. Ihr dürft hier nicht sein, deshalb werde ich euch entweder ertränken, auffressen, vierteilen oder einfach bloß einsperren zu den anderen schwarzen, unansehnlichen Tieren -pfui wie häßlich ihr seid!.“
Und eine Armee aus weißen kleinen Walen kreiste uns ein, und wir mußten ihnen folgen.
Tatsächlich sperrte man uns ein. In einem Gefängnis aus weißen Gittern, umrankt von weißem Seetang, gab es noch viele andere Tiere. Und all diese Tiere waren schwarz. Schwarze Krebse, schwarze Seeigel, schwarze Sesterne, schwarze Delphine, schwarze Wale, schwarze Fische aller Arten.
„Hat er euch schon einen Termin gesagt?“, fragte uns eine kleine, schwarze Krabbe.
„Was für einen Termin?“, fragte ich.
„Wann ist die Urteilsverkündung?“
„Urteilsverkündung“, sagte ein schwarzer Delphin, „wenn ich das schon höre, hier gibt es kein Gerichtsverfahren. Wir müssen selbst etwas tun. Wir müssen uns wehren, nicht einfach vor uns hinschwimmen!“
„Nein, nein, ein gerechtes Urteil!“, sagte die Krabbe.
„Sei still Oporti!“, sagte der Delphin, „Und wer seid ihr“
„Schwarz-Weiß-Wal, bitteschön!“, antwortete mein Freund.
„Schubidu, das Kätzchen Schubidu bin ich -und du?“
„Ich bin die Delphin-Dame Kadesch!“
„Wie lange bist du schon hier, was macht ihr alle hier, warum sind wir hier, was wird aus uns?“, fragte ich.
„Alles der Reihe nach, liebes Kätzchen.“, sagte Kadesch, „Ihr müßt noch viel lernen, wenn ihr wenigstens ein klein wenig länger hier überleben wollt. Ansonsten kommt der Weiße Wal und….“
„Ach alles Quatsch, Plumpaquatsch, Quakoquatsch, knakoquatsch.“, rief ein kleiner Fisch, „hier ist doch noch gar niemand abhanden gekommen. Alles Quakoquatsch!“
„Und die Seeigel, und die schwarz gefärbten Blauwale und all die anderen?“, fragte Kadesch.
„Quatsch mit Soße, wenn ihr mich fragt, Quakoquatsch.“
„Das ist Quaki, er sieht so wenig als kleiner Fisch, daß er glaubt alles sei in Ordnung“, sagte Kadesch,
Noch einen halben Tag lang diskutierten wir, redeten und redeten, jeder erzählte seine Geschichte, wie er hierher kam in das Schwarze Meer, wie er schwarz wurde; wie manche auch aus anderen Meeren, bloß weil sie schwarz sind hierher verschleppt wurden zum Weißen Wal Prinz Wewa. Niemand wußte, warum Prinz Wewa so grausam war. Doch ein alter Fisch, dessen Flossen schon ein wenig vom Salz des Meeres unansehnlich geworden waren, erzählte uns folgende Geschichte.
„Es gab einmal ein Wal, der lebte im Weißen Meer und war sehr froh dort zu leben. Jedes Jahr gab er ein Treffen der Wale aus allen Meeren der Erde, aus dem Roten, Schwarzen, Grünen, Lilanen und Gelben Meer. Und jeder Wal erzählte von seinem Meer, wie schön es dort sei. Und jede Walfamilie erzählte überstolz und eitel, wie viele Arten Fische in ihrem Meer schwammen und alle in der Farbe ihres Meeres. Und wie es an solchen Treffen üblich ist, trank man viel vom gegorenen Seetang, man trank zu viel, und die Wette kam auf -niemand vermag heute zu sagen von wem- daß die weißen Fische niemals im Schwarzen Meer, die grünen niemals im Lilanen Meer, die roten niemals im Gelben Meer leben könnten, und so weiter und so fort. Das wollte natürlich kein Wal auf sich sitzen lassen, seine Fische konnten in jedem Meer überleben, und so trieben sie all ihre Fische in die anderen Meere. Doch bald kam eine große Hungersnot über alle Meere. Es gab nichts mehr zu essen in ihren Meeren, ihre eigenen Fische waren fort, die fremden Fische durften in den fremden Meeren ja nicht arbeiten. Und so gab es bald nichts mehr zu Essen, in keinem der Meere. Denn die fremden Fische durften in diesem fremden Meer ja auch nicht nach Nahrung suchen. Nach wenigen Wochen verhungerten die meisten Wale und Fische. Davon verschont, so erzählt die Legende, blieben nur das Rote und das Schwarze Meer. Und im Schwarzen Meer überlebte dann auch ein Wal aus dem ehemals Weißen Meer, das untergegangen ist. Und dieser Weiße Wal, meine Lieben schwarzen Freunde ist vermutlich eben jener Prinz Wewa. Und er glaubt immer noch, er müsse alle Tiere aus anderen Meeren hierher jagen. Und er glaubt, alle Tiere die nicht weiß sind, sind häßliche, niedere Tiere. Ja, er hat einfach den Untergang seines Meeres nicht verkraftet. So ist der Weiße Wal zum Tyrannen geworden. Man erzählt sich, daß er zuvor Seesternweitwerfer war, Muscheln gesammelt und die gesamte Sandliteratur gelesen hat. Ja, und das ist aus ihm geworden: Prinz Wewa, gefürchteter Weißer Wal. Traurig, traurig, alles ist so traurig!“
Und mit einem schweren Seufzer schwamm der alte Fisch in das hinterste Gefängniseck.
Was sollten wir tun? Konnten wir denn noch etwas tun? Keines der schwarzen und schwarz gefärbten Tiere sagte noch etwas, manche hatten bereits die Augen geschlossen.
„Zum Glück haben wir uns beide!“, sagte da mein Freund der Schwarz-Weiß-Wal.
„Aber was nützt uns das, wenn wir sowieso gevierteilt oder aufgegessen werden oder was auch immer?“, fragte ich ihn.
Ich überlegte hin und her. Was war zu tun? Das Gefängnisgitter war so fest, daß nicht einmal zwei Riesen es hätten zerstören können. Ich kratzte mit der Pfote am weißen Gitter und hatte das Weiß plötzlich an meiner Kralle. Ja, zwei Riesen reichten nicht aus, das Gitter zu zerstören, auch mein Freund der Schwarz-Weiß-Wal und ich könnten es niemals zusammen aufbrechen, doch all die Gefangenen hier. Ja, wir alle zusammen könnten es schaffen.
„Hört zu. Hört doch alle zu. Wir brechen aus. Wir brechen einfach aus.“
„Warte ab, warte es wird ein gerechtes Urteil ergehen!“, sagte die Krabbe Oporti.
„Laß das Kätzchen reden!“, rief die Delphin-Dame Kadesch.
„Also hört zu. Wir sind hier in diesem Gefängnis mindestens tausend. Und wenn wir nun alle zusammen voller Wucht gegen die Gefängnisgitter anschwimmen, schwupp, so brechen wir sie vielleicht auf!“
„Quark, alles Quark, Quakidiquatsch. Und wenn die uns erwischen hauen sie uns gleich die Flossen ab! Alles absoluter Quakoquatsch.“, sagte Quaki der kleine Fisch.
„Laßt es uns versuchen!“, sagte Kadesch.
„Ja, Flosse an Flosse, alles zusammen mit voller Kraft voraus!“
Und wir versuchten es. Und es klappte nicht.
Wir versuchten es noch einmal und noch einmal. Nach sieben Stößen von all den tausend schwarzen Tieren gegen das Gefängnisgitter brach es auf und wir waren wieder frei -vorerst. Denn schnell kamen schon die ersten kleinen weißen Wal-Wächter angeschwommen und wollten uns zurückdrängen, uns alle wieder einfangen. Aber denen zeigten wir es, wir piecksten sie da, wir piecksten sie dort. Und ich krallte und biß. Und was sah ich da? Wieder hatte ich weiße Farbe an meinen Krallen. Die kleinen weißen Wale waren gar nicht weiß, nein es waren einfache Blauwale wie sich nach und nach zeigte. All meine Freunde -die tausend, die mit uns im Gefängnis gewesen waren- kratzten die Farbe von den weißen Walen, die wir jetzt gefangen hatten, und darunter waren sie blau, blau wie ein Blauwal eben. Und wie sich später noch herausstellen sollte, war selbst Prinz Wewa ein Blauwal, und zwar ein ziemlich dummer Blauwal. Denn als wir ihn erwischten und ihm die Farbe abkratzten, schrie er:
„Ihr seid alle häßlich, ihr seid alle schwarz, bloß ich bin weiß, weiß wie die Wolken, weiß wie Vanilleeis, weiß…weiß…“
Ein Wächter des Prinzen Wewa hatte genug von seinem bösen Wal, packte aus und erklärte uns:
„Selbst das Schwarze Meer ist nicht schwarz. Der Prinz Wewa hat seine sämtlichen Kaviar-Vorräte eingesetzt, um schwarze Tinte zu produzieren und sie in das Meer zu kippen. Nämlich das Meer ist blau, wie alle Meere, bloß der Prinz Wewa wollte, daß alle Tiere, die hierher kommen schwarz werden. Denn schwarz vor Neid wollte niemand werden als sich Prinz Wewa weiß angemalt hatte, so hat er eben das Meer schwarz gemacht.
So endet auch dieses Abenteuer gut. Mein Freund der Schwarz-Weiß-Wal und ich sonnten uns auf dem Schwarzen-Meer, das von Tag zu Tag blauer wurde, durchsichtig, eben wie Wasser. Und der Schwarz-Weiß-Wal wurde wieder schwarz-weiß und ich bekam wieder mein weißes Fell. All die anderen schwarz gefärbten Tiere bekamen auch wieder ihre normale Farbe. Übrigens: der kleine Fisch ist ein Regenbogenfisch und ist jetzt beim Zirkus; die Krabbe Oporti ist Lehrer geworden, die Delphin-Dame Kardasch hat den Delphin Delphi zum Mann genommen und beide schwimmen froh und munter als dichtende Delphine durch alle Länder Meere… -aber darüber ein anderes Mal.